“ […] in jedem Wesen, das ich zu lieben meinte, habe ich immer nur dich gesucht.” (Arthur Schnitzler, die Traumnovelle, S.12 Z.1-2)
1. Was hat das Märchen, welches die Tochter zu Beginn vorlas, mit der Handlung der Novelle zu tun?
“ Vierundzwanzig braune Sklaven ruderten die prächtige Galeere, die den Prinzen Amgiad zu dem Palast des Kalifen bringen sollte. Der Prinz aber, in seinen Purpurmantel gehüllt, lag allein auf dem Verdeck unter dem dunkelblauen, sternbesäten Nachthimmel, und sein Blick –” (Arthur Schnitzler, die Traumnovelle, S.5 Z.1-6)
Dieser Ausschnitt eines Märchens aus Tausendundeiner Nacht eröffnet die Traumnovelle. Der Prinz, der in einem Mantel gehüllt durch die Nacht reist, deutet auf Fridolins nächtliche Odyssee voraus. In dieser wird er sich jedoch mit einem Kostüm und einer Maske verhüllen. Der im Mantel gehüllte Prinz verweist auch auf das Thema des Verbergens, Verhüllens sowie Enthüllens, welches in der Novelle angesprochen wird. Durch das Abbrechen des Märchentextes bleibt der „Blick“ (vgl. Arthur Schnitzler, die Traumnovelle, S.5 Z.6) in seiner Richtung und Weise unbestimmt, wie ein Rätsel oder Geheimnis, das zu lösen gilt. Dadurch liegt die Betonung auf dem Blick, welcher später in der erzählten Geschichte von entscheidender Bedeutung ist. Mit dem Märchen wird ausserdem eine fiktive Welt eröffnet, welche anschliessend viele Gemeinsamkeiten mit der Wirklichkeit aufweist. Da dieses Märchen von Albertines und Fridolins Tochter aus einem Buch vorgelesen wird, beginnt die Novelle buchstäblich mit einem Buch, welches das Eintauchen in eine imaginäre Welt ermöglicht. Auf diese Weise gibt es zu Beginn eine Spiegelung des Märchenbuches mit dem Buch, das der Leser vor sich hält. Auch das erzählte Märchen und die Geschichte über Albertine und Fridolin werden reflektiert. Somit werden am Anfang sowohl die selbstreflexive Ebene des Textes als auch das Thema des Erzählens eingeführt.
Dieser Ausschnitt eines Märchens aus Tausendundeiner Nacht eröffnet die Traumnovelle. Der Prinz, der in einem Mantel gehüllt durch die Nacht reist, deutet auf Fridolins nächtliche Odyssee voraus. In dieser wird er sich jedoch mit einem Kostüm und einer Maske verhüllen. Der im Mantel gehüllte Prinz verweist auch auf das Thema des Verbergens, Verhüllens sowie Enthüllens, welches in der Novelle angesprochen wird. Durch das Abbrechen des Märchentextes bleibt der „Blick“ (vgl. Arthur Schnitzler, die Traumnovelle, S.5 Z.6) in seiner Richtung und Weise unbestimmt, wie ein Rätsel oder Geheimnis, das zu lösen gilt. Dadurch liegt die Betonung auf dem Blick, welcher später in der erzählten Geschichte von entscheidender Bedeutung ist. Mit dem Märchen wird ausserdem eine fiktive Welt eröffnet, welche anschliessend viele Gemeinsamkeiten mit der Wirklichkeit aufweist. Da dieses Märchen von Albertines und Fridolins Tochter aus einem Buch vorgelesen wird, beginnt die Novelle buchstäblich mit einem Buch, welches das Eintauchen in eine imaginäre Welt ermöglicht. Auf diese Weise gibt es zu Beginn eine Spiegelung des Märchenbuches mit dem Buch, das der Leser vor sich hält. Auch das erzählte Märchen und die Geschichte über Albertine und Fridolin werden reflektiert. Somit werden am Anfang sowohl die selbstreflexive Ebene des Textes als auch das Thema des Erzählens eingeführt.
2. Was wollte Schnitzler mit der Traumnovelle an der damaligen Gesellschaft kritisieren?
Die Traumnovelle wird subjektiv aus der Sicht Fridolins erzählt. Traum und Wirklichkeit sind zwei Realitätsebenen, die sich jeweils abwechseln. Fridolin teilt das patriarchalische Rollenverständnis der Zeit, in dem der Mann mehr Rechte als die Frau hat. Beispielsweise kann Fridolin mit Albertines erotischen Wünschen und Sehnsüchten nur schwer umgehen, obwohl sie mit seinen eigenen vergleichbar sind. Während Albertines Träume ihre verdrängten Wünsche repräsentieren, erlebt Fridolin erotische Abenteuer. Das gegenseitige Erzählen davon befreit die beiden von ihren Wünschen und stärkt ihre Ehe. Schnitzler hinterfragt in seinem Werk die familiären Werte zu Beginn des 20. Jahrhunderts. An Freiheit fehlte es den Frauen. Von ihnen wurde erwartet, dass sie ihre Jungfräulichkeit bis zur Ehe bewahrten und später während der Ehe die Rolle der zufriedenen Hausfrau einnehmen. Auch bei Untreuen oder Ungleichheiten kam es selten zu einer Scheidung. Die Traumnovelle war somit eine Grenzüberschreitung, da Schnitzler die partnerschaftliche Beziehung der Zeit sowie die Ungleichheit der beiden Geschlechter kritisierte. Dabei zeigt er Gefahren für die Ehe auf, wie beispielsweise unterdrückte Wünsche, geheime Fantasien, akademische und gesellschaftliche Zwänge und die alltägliche Routine. Schnitzler betont somit, wie wichtig eine gleichberechtigte Partnerschaft ist.
3. Welche Rolle hat die Maske in der Novelle?
Da die Maske während der ganzen Novelle immer wieder auftritt, wird schnell klar, dass sie eine wichtige Rolle spielt. Ob beim Maskenball, im Kostümladen oder zum Schluss auf dem Bett, die Maske ist ein Symbol. Diese versinnbildlicht den Wunsch, sich aus Scham zu verbergen und zu verhüllen. Denn die Maske verdeckt den Gesichtsausdruck, so dass man sieht, ohne dabei selbst gesehen zu werden. Sie schützt somit auch vor den Blicken der anderen. Fridolins Wunsch, jemand anderes zu sein, sich zu beweisen, dass er jener „Abenteurer“ und „Casanova“ sein kann, als der er sich selbst gerne sehen und als der er auch von Albertine gesehen werden will, scheint sich durch die Maskierung nicht einzulösen. Denn hinter der Maske ist weiterhin der „hilfsbereite Arzt“ verborgen. Die Maske bzw. die Scham funktioniert wie eine Trennwand. Sie stellt die bedrohte Grenze zwischen Innen und Außen wieder her. Auch beim Maskenball ist die Maske von zentraler Bedeutung. Im Unterschied zu seinen anderen nächtlichen Begegnungen, auf deren erotische Verführungen er mit Rückzug und Aufschub reagiert hat, versucht er nun, seine Ängste und seine Scham zu überwinden. Er steigert sich in ein leidenschaftliches Abenteuer hinein und probiert, die maskierte Frau zu umarmen.“Es kann nicht mehr auf dem Spiel stehen als mein Leben, und das bist du mir in diesem Augenblick wert.” (vgl. Arthur Schnitzler, die Traumnovelle, S.47 Z.4-6). Auch hier stellt die Maske einen Schutz dar, eine „Tarnkappe“, durch die er sich verstecken und sich gleichzeitig als ein anderer zeigen kann. Mit der Maske versucht er sich in einen „mutigen Helden“ zu verwandeln. Auch die Frau wird durch ihre Maske, die ihren individuellen Gesichtsausdruck verhüllt, zur Projektionsfläche für Fridolin. Doch bei Fridolins Rückkehr, einen Tag nachdem Albertine von ihrem Traum berichtet hat, entdeckt er in der Nacht seine Maske auf dem Bett neben ihr. Er fühlt sich von Albertine ertappt und erkannt. Ihm wird klar, dass sie von seinen Ausflügen weiß und ihn somit auch „demaskiert“ hat. Nachdem seine innere Scham bisher hinter der Maske versteckt war, ist sie nun nach aussen gekehrt und Fridolin bricht weinend zusammen, da ihm bewusst wird, dass Albertine ihn sowohl durchschaut als auch verziehen hat. Sein innerer Kampf zwischen der Sehnsucht nach einem Abenteuer und dem Verstand ist nun zu Ende. Es bleibt offen, ob der Anblick seiner Maske auch zu einer inneren „Demaskierung“ führt, indem er seine Scham überwindet. Jedoch löst der Anblick der Maske bei ihm aus, dass er sich im Blick von Albertine in seiner Verzweiflung, Angst und Scham selbst erkennt. In diesem Abschnitt legen beide mit dem Geständnis symbolisch eine Maske ab.
4. Entspricht die Traumnovelle einer typischen Novelle?
Beim ersten Kapitel fängt es direkt mit der Vorstellung der Protagonisten an und der Vorausdeutung des Konflikts. Wir lernen Fridolin und seine Frau Albertine kennen und bekommen so die ersten Anzeichen eines Konflikts bzw. einer Ehekrise mit. Danach beginnt im zweiten Kapitel Fridolins Nachtwanderung, wo es zum Aufeinandertreffen zwischen Fridolin und Marianne kommt. Im dritten Kapitel setzt sich die Nachtwanderung fort und Fridolin trifft auf Mizzi. Mit dem vierten Kapitel kommt es auch schon zum Höhepunkt der Nachtwanderung. Fridolin trifft in diesem Kapitel auf Nachtigall, Gibiser, Pierrette und schlussendlich die geheime Gesellschaft. Im fünften Kapitel nimmt das Ganze eine Wendung, als im Albertine von ihrem Traum berichtet. Dieses Kapitel stellt den Höhepunkt des Konflikts dar. Das sechste Kapitel beginnt dann mit der Wiederholung der Wanderung, welche Fridolin zurück in die Realität führt. Zum Schluss kommt es im siebten Kapitel zur Beichte Fridolins. Dieses Kapitel stellt somit den Blick in die Zukunft dar. Die Traumnovelle weist einige der typischen Kennzeichen einer Novelle auf. Als einziger Konflikt steht die Ehekrise von Albertine und Fridolin im Mittelpunkt. Auch der Ausschnitt des Märchens aus Tausendundeiner Nacht, welcher die Traumnovelle eröffnet, führt leitmotivisch, der klassischen Struktur einer Novelle entsprechend, in den Text ein. Auch merkt man, dass alle Nebenhandlungen und Nebenfiguren auf das Ehepaar und seine Krise hingeordnet sind. Alle Ereignisse führen geradlinig auf ein Ziel hin, nämlich auf Fridolins Besuch in der Villa bzw. Albertines Traum zu. Es handelt sich bei der Erzählform um einen nahezu objektiven Berichtstil ohne Einmischung des Erzählers. Wir haben einen auktorialen Erzähler, genauer gesagt, handelt es sich um ein neutrales Erzählverhalten. Des Weiteren sind einige Stellen in erlebter Rede bzw. innerem Monolog dargestellt.
5. Könnte die Entfremdung das Ende der Ehe bedeuten?
Den Ereignissen und deren Verlockungen der zwei Nächte, sowie ein bedeutsamer Traum von Albertine, folgt eine Entfremdung der beiden voneinander. Dadurch, dass Fridolin die Nächte nicht zuhause mit seiner Frau verbringt, spürt man wie sich die beiden voneinander distanzieren. Albertines Geständnis über ihren Traum ist wie ein Rückschlag, durch das sein nächtliches Abenteuer wie eine perfekte Rache aussieht. Da wird schon klar, dass die beiden sich voneinander entfernen. Fridolin möchte mit seiner Rache in Albertine den gleichen Schmerz auslösen, wie denjenigen, den er bei ihrem Geständnis verspürt hat, obwohl eine Aussprache vielleicht eher das Richtige gewesen wäre. Es ist nicht üblich, dass man jemanden den man liebt, leiden sehen will. Beide werde hier nicht nur einander fremd, sondern auch deren Rolle als Ehepartner. Diese Entfremdung könnte das Ende der Beziehung bedeuten. Doch die Aussprache, welche zum Schluss zwischen den beiden stattfindet, führt sie wieder zueinander. Beide zeigen Verständnis für den jeweiligen anderen und deren Bedürfnisse. Im Hinblick auf die Zukunft kann man sagen, dass die Beiden weiterhin die Ehe fortsetzen und mehr aufeinander eingehen werden, um somit den Bedürfnissen des anderen entgegenzukommen.