“Das Herz ist geschaffen zu lieben und zu hassen, sich zu freuen und zu leiden, zu jubeln und zu klagen. Wenn es sich aber müht, zu verstehen – was allein dem Geiste zukommt, so versündigt es sich gegen seine Natur; und wenn es endlich zu verstehen glaubt, belügt es sich immer nur selbst, und daran geht es zugrunde. ”(Arthur Schnitzler)
Die Traumnovelle - Das Brechen von Tabuthemen
Die Traumnovelle, welche im Jahr 1926 erschien, geschrieben von Arthur Schnitzler erzählt von einem Ehemann namens Fridolin und seiner Ehefrau Albertine. Mit der gemeinsamen Tochter ähnelt die Familie einer Bilderbuchfamilie. Jedoch wird schnell klar, das die Ehe doch nicht so perfekt ist, wie sie scheint. Nachdem die beiden gemeinsam einen Maskenball besucht haben (S. 5-7) wird klar, dass beide in ihrer Ehe etwas vermissen. Beide haben beim Maskenball “fremdgeflirtet”. Daraufhin folgte zuhause ein ernstes Gespräch. Beide erkennen, dass der jeweils andere geheime sexuelle Wünsche hegt. Albertine sagt ausserdem, sie hätte vor ihrer Ehe gerne andere sexuelle Erfahrungen gesammelt. Das Gespräch konnte nicht beendet werden, da Fridolin zu einem Einsatz gerufen wurde. Nachdem die Novelle veröffentlicht wurde, wurde sie ein Jahr später bis 1981 zensiert. Die Gesellschaft war von der Handlung schockiert. So etwas wurde in der damaligen Zeit nicht erwartet und geduldet. Damals konnte man in einer Ehe keine anderen sexuellen Wünsche, wie in der Traumnovelle ausdrücken. Wollte Fridolin seine Auseinandersetzung mit Albertine bzw. dieses eheliche Problem überspielen indem er am Abend auf seine “Abenteuer” ging? Schnitzler hat sich mit der Psychoanalyse beschäftigt und diese Novelle ist das Resultat. Die Psychoanalyse ist von Sigmund Freud begründete psychologische Theorie zur Behandlung psychischer Erkrankungen, Störungen oder Traumatisierungen, die insbesondere in der Bewusstmachung der ins Unterbewusste verdrängten Konflikte besteht. Er glaubte fest an die Existenz des Unterbewussten, und damit eröffnete er zu seiner Zeit den Weg zu völlig unbekannten und neuen Erkenntnissen. Wurde Fridolin sowie teilweise auch Albertine von ihrem eigenen Unterbewusstseins gesteuert? Es liegt zwar keine psychische Erkrankung vor jedoch gehen wir von einer Traumatisierung aus. Fridolin will die Geschehnisse mit Albertine verdrängen und versucht, sie durch seine nächtlichen erotischen Abenteuer zu verarbeiten. Dies ist ihm aber nicht gelungen. Als er dann nach Hause kam und Albertine schon am schlafen war, fühlte er sich wieder ein wenig angezogen von ihr. Dieses Gefühl ging jedoch wieder schnell weg als Albertine aufwachte und ihm ihren Traum beichtete. Fridolin war entsetzt und setzt diesen Traum mit der Realität gleich. Am nächsten Tag will er sich bei ihr rächen. Aber auch das gelang ihm wieder nicht. Trotz der grossen Enttäuschung gegenüber Albertine, konnte er es nicht über das Herz bringen, Albertine zu betrügen, geschweige denn zu verlassen. Ob er nun mit seinem Geständnis seinen inneren Konflikt lösen konnte, bleibt dahingestellt. Albertine verzeiht ihm zu Schluss, aber wie die Ehe weitergeht, bleibt offen. Wir vermuten, dass beide an der Ehe arbeiten, denn sie wollen sich gegenseitig nicht verlassen. Trotzdem denken wir, dass Fridolin im Unterbewusstsein mit Albertines Traum und unerfüllte Wünsche beschäftigt.